Deutschland ist ein kleines Paradies für Spinnen, wir stellen dir 10 seltene Spinnenarten vor. Aufgrund der Vielzahl an Lebensräumen sind rund 1.000 Spinnenarten in Deutschland heimisch.
Die lautlosen Jäger erfüllen in der Natur eine wichtige Aufgabe. Sie halten die Insektenfauna im Gleichgewicht und bewahren die Menschen vor Plagegeistern wie Mücken, Käfer und Milben.
Spinnen zählen dennoch nicht zu jedermanns Lieblingstieren. Wer sich vor den achtbeinigen Krabblern graust, hat aber nichts zu befürchten.
Spinnen sind scheue Tiere, die meist im Verborgenen leben. Viele Spinnenarten treten in sehr kleinen Populationen auf oder sind vom Aussterben bedroht.
Seltene Spinnen in Deutschland
Schilf-Streckspringer (Mendoza canestrinii)
Der Schilf-Streckspringer gehört zur Familie der Springspinnen (Salticidae), die in Europa mit rund 100 Arten vertreten sind.
Der ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatete Schilf-Streckspringer hat seinen Lebensraum seit den 2020er Jahren auf Oberbayern ausgeweitet.
Habitat: Ufer von Seen und Flüssen, Feuchtwiesen.
Aussehen: Der Vorderleib (Prosoma) des Weibchens ist silbergrau mit kupferfarbenem Schimmer. Dunkle Maske um die Augen. Das Prosoma des Männchens ist dunkelbraun oder schwarz mit metallischem Glanz.
Körperlänge: Weibchen 7 bis 12 mm, Männchen 6 bis 8 mm.
Gefahrenpotenzial: Für Menschen ungefährlich
Die Lebensweise des Schilf-Streckspringers
Der Schilf-Streckspringer baut sein Wohngespinst bevorzugt im Schilf des Vorjahres. In der kalten Jahreszeit überwintert er in Blättern von Rohrkolben.
Wie alle Springspinnen baut auch der Schilf-Streckspringer keine Netze, sondern überwältigt seine Opfer im Sprung und tötet es dann mit einem Giftbiss.
Zebraspinne (Argiope bruennichi)
Die Zebraspinne (auch Wespen- oder Tigerspinne) gehört zur großen Familie der Echten Radnetzspinnen. Das Markenzeichen der weiblichen Tiere ist ein kontrastreiches Ringelmuster, dem sie ihren Trivialnamen verdankt.
Die auffällig gezeichnete Spinnenart war ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatet. Seit den 1930er Jahren ist sie in der Oberrheinischen Tiefebene, im Rhein-Main-Gebiet und im Umland von Berlin ansässig.
Habitat: Trockenrasen, halbhohe bis niedrige Vegetation.
Aussehen: Das Prosoma des Weibchens hat eine kontrastreiche Zeichnung in Form von gelben, weißen und schwarzen Streifen. Der Vorderleib des Männchens ist bräunlich, der Hinterleib hat ein Ringelmuster in Gelb und Braun.
Körperlänge: Weibchen bis zu 25 mm, Männchen 4 bis maximal 8 mm.
Gefahrenpotenzial: Für Menschen ungefährlich
Die Lebensweise der Zebraspinne
Die Zebraspinne legt ihr Radnetz meist in Bodennähe an. Die Jagdstrategie richtet sich nach der Art der Beute: Kleine Beutetiere werden unmittelbar nach dem Fang mit einer Giftinjektion getötet und verzehrt.
Mittelgroße Beutetiere werden erst in Spinnenseide gehüllt. Anschließend wird das immobile Opfer getötet und verspeist.
Trommelwolf (Hygrolycosa rubrofasciata)
Den ungewöhnlichen Trivialnahmen verdankt der Trommelwolf dem Balzverhalten des Männchens.
Um Weibchen anzulocken, trommelt es mit seinem Hinterleib auf trockene Blätter. Das schnarrende Trommelgeräusch ist aus einigen Metern selbst für den Menschen wahrnehmbar.
Der Trommelwolf ist in Europa beheimatet, wobei die Populationsdichte je nach geographischer Region variiert. In Deutschland ist die Population stark rückläufig, sodass der Trommelwolf auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten geführt wird.
Habitat: Moore, Feuchtwiesen und feuchte Wälder.
Aussehen: Weibchen haben eine hellbraune Prosoma mit hellen und dunklen Streifen. An den Seiten braune Flecken mit dunkelbrauner Umrandung. Männchen haben eine ähnliche Zeichnung, sind aber insgesamt dunkler. Die Beine sind heller als die des Weibchens.
Körperlänge: Weibchen4,5 bis 6,9 mm, Männchen 4,9 bis 5,6 mm.
Gefahrenpotenzial: Für Menschen ungefährlich.
Die Lebensweise des Trommelwolfs
Der Trommelwolf gehört zur Familie der Wolfspinnen, die sich durch eine charakteristische Jagdtechnik auszeichnen. Im Unterschied zu vielen anderen Spinnenarten bauen sie keine Netze, sondern lauern ihrer Beute auf.
So ist auch der Trommelwolf ein typischer Lauerjäger, der seine Opfer anspringt und ihnen dann sein Gift injiziert. Bevorzugte Beute der seltenen Spinne sind Insekten.
Goldaugenspringspinne (Philaeus chrysops)
Die Goldaugenspringspinne hat ihre Fans – zumindest unter Tierfotografen. So sind die Männchen mit ihrer kontrastreichen schwarz-roten Färbung ein willkommenes Sujet.
Die Schönheitskönigin unter den Spinnen zählt in Deutschland leider zu den stark gefährdeten Tierarten und ist ausgesprochen selten.
Habitat: Trockene und warme Gebiete mit niedriger Vegetation.
Aussehen: Männchen haben eine schwarze Grundfärbung. Das Prosoma hat eine markante rote Zeichnung, durchbrochen von einer schwarzen Linie. Weibchen haben eine unauffällige bräunliche Färbung, ohne besondere Zeichnung.
Körperlänge: Weibchen7,1 bis 9,7 mm, Männchen 5,4 bis 9,5 mm.
Gefahrenpotenzial: Für Menschen ungefährlich.
Die Lebensweise der Goldaugenspringspinne
Wie alle Springspinnen spinnt auch die Goldaugenspringspinne keine Netze, sondern ist als Räuber unterwegs. Sobald sich ihre Beute in Reichweite von vier bis fünf Zentimetern befindet, setzt sie zum Sprung an und tötet das Opfer mit einem Giftbiss.
Bei der Wahl der Beute ist die Goldaugenspringspinne nicht wählerisch. Sie erlegt im Prinzip alle Beutetiere, die sie überwältigen kann. Dieser Opportunismus ist vor allem ihrem kargen Habitat mit geringer Insektenfauna geschuldet.
Totholz-Stachelwolf (Acantholycosa lignaria)
Der Trivialname dieser stark bedrohten Spinnenart geht nicht nur auf das Erscheinungsbild zurück, das an Totholzstämme erinnert, sondern auch auf den Fundort: Der bevorzugte Lebensraum dieser seltenen Spinne sind abgestorbene Bäume und verwittertes Holz.
In Deutschland zählt der Totholz-Stachelwolf zu den stark gefährdeten Spinnenarten. Exemplare sind nur noch in den Ostalpen und im Böhmerwald zu finden.
Habitat: Mittel- und Hochgebirge.
Aussehen: Schwarz mit hellgrauen oder hellbraunen Streifen. Stacheln an den Beinen.
Körperlänge: Weibchen 8 mm, Männchen 6,5 mm.
Gefahrenpotenzial: Für Menschen ungefährlich.
Die Lebensweise des Totholz-Stachelwolfes
Der Totholz-Stachelwolf gehört zur Familie der Wolfsspinnen, die ihre Beutetiere nicht mit einem Netz fangen, sondern ihnen auflauern.
Der Totholz-Stachelwolf ist aufgrund seiner Schnelligkeit und seiner gut entwickelten Sehkraft ein ausgezeichneter Jäger. Sobald er ein Opfer erblickt, springt er es an und lähmt es mit einem Giftbiss.
Gestreifte Scheintarantel (Alopecosa striatipes)
Die Gestreifte Scheintarantel (auch Streifbeinige Tarantel oder Gestreiftbeinige Pantherspinne) ist eine große Vertreterin aus der Familie der Wolfsspinnen, die überwiegend in Europa beheimatet ist.
In Deutschland ist die Population stark rückläufig. Ein Begegnung ist daher ausgesprochen selten. Die Gestreifte Scheintarantel ist nur noch auf der Schwäbischen und Fränkischen Alb sowie in Teilen des Hessischen Berg- und Senkenlandes anzutreffen.
Habitat: Warme, trockene Gebiete mit geringer Vegetation. Bevorzugt werden steinige Trockenrasen.
Aussehen: Braune Grundfarbe, helle abgesetzte Radiärstreifen. Beine längsgestreift.
Körperlänge: Weibchen 13 bis 15 mm, Männchen 11 bis 13 mm.
Gefahrenpotenzial: Für Menschen ungefährlich.
Die Lebensweise der Gestreiften Scheintarantel
Wie viele Wolfspinnenarten ist auch die Gestreifte Scheintarantel eine Jägerin, die meist nachts auf Beutezug geht. Sie fertigt daher keine Netze an, sondern erlegt ihre Beute frei laufend.
Die Aktivität der Gestreiften Scheintarantel wird stark von den klimatischen Verhältnissen des Habitats beeinflusst: Je geringer die Luftfeuchtigkeit, desto höher der Aktivitätsgrad.
Weibliche Tiere verbergen sich meist in selbst ausgehobenen Erdhöhlen, während sich die Männchen auf der Suche nach einer Partnerin verstärkt im Freien aufhalten.
Kleine Plattbauchspinne (Gnaphosa opaca)
Das Verbreitungsgebiet der Kleinen Plattbauchspinne erstreckt sich von Europa bis nach Vorderasien. In Deutschland ist sie im mittleren Saaletal und im Thüringer Becken anzutreffen.
In Deutschland gehört sie zu den seltenen Spinnenarten und ist wie viele Gattungen der Plattbauchspinnen stark gefährdet.
Habitat: Trockenwarme Standorte wie Trockenrasen und Felsensteppen.
Aussehen: Prosoma und Opisthosoma haben eine braune bis graubraune Grundfarbe.
Körperlänge: Weibchen 5 bis 8 mm, Männchen 5 bis 7 mm.
Gefahrenpotenzial: Für Menschen ungefährlich.
Die Lebensweise der Kleinen Plattbauchspinne
Wie alle Arten der Plattbauchspinnen legt auch die Kleine Plattbauchspinne kein Netz an. Das räuberisch lebende Insekt hat eine ausgefeilte Jagdtechnik:
Beutetiere werden über Bodenerschütterungen mittels der Tasthaare wahrgenommen. Kleine Beutetiere werden angesprungen und mit einer Giftinjektion getötet.
Große oder wehrhafte Gegner werden beim Anspringen mit einem Spinnfaden gefangen. Um die Beute an der Flucht zu hindern, wird sie umkreist und mit weiteren Fäden eingehüllt und fixiert. Das immobile Opfer wird dann mittels Giftbiss getötet.
Goldband-Streckspringer (Marpissa pomatia)
Der Goldband-Streckspringer gehört zur Familie der Springspinnen, die in Deutschland selten anzutreffen sind. Viele Springspinnen, darunter der Goldband-Streckspringer, gehören zu den gefährdeten Arten.
Habitat: Nadelbäume, unter Baumrinden, Gras, Moor- und Heidelandschaften.
Aussehen: Weibchen haben ein fast schwarz gefärbtes Prosoma, in der Mitte eine Aufhellung. Männchen sind etwas dunkler gefärbt, die Beine haben einen schwarzen Längsstrich.
Körperlänge: Weibchen 8 bis 10 mm, Männchen 6 bis 9 mm.
Gefahrenpotenzial: Für Menschen ungefährlich.
Die Lebensweise des Goldband-Streckspringers
Wie alle Springspinnen ist auch der Goldband-Streckspringer ein tagaktiver, frei laufender Jäger. Seine bevorzugten Behausungen sind Büsche oder bodennahe Grasschichten.
Sobald der Goldband-Streckspringer ein Beutetier gesichtet hat, nimmt er die Verfolgung auf. Ist die Distanz gering genug, springt er sein Opfer an und überwältigt es mittels einer Giftinjektion.
Sand-Luchsspinne (Oxyopes heterophthalmus)
Die Sand-Luchsspinne gehört zur Familie der Luchsspinnen. Ihr Verbreitungsgebiet reicht von Europa über Nordafrika bis nach Zentralasien. Trotz ihrer weiträumigen Ausbreitung zählt die Sand-Luchsspinne in Deutschland zu den seltenen Arten.
Habitat: Sandige Heidegebiete.
Aussehen: Weibchen haben eine hell- bis dunkelbraune Grundfarbe. Männchen sind etwas dunkler. Beide Geschlechter haben weiße, unregelmäßige Längsbänder an dem Prosoma.
Körperlänge: Weibchen 5 bis 7 mm, Männchen 4 bis 5 mm.
Gefahrenpotenzial: Für Menschen ungefährlich.
Die Lebensweise der Sand-Luchsspinne
Die Sand-Luchsspinne ist ein tagaktiver Jäger, der keine Fangnetze webt. Als Laufjäger jagt die Sand-Luchsspinne ihre Beute, in dem sie von Blatt zu Blatt hüpft und ihre Opfer im Sprung überwältigt.
Weniger agile Tiere lauern der Beute auf und warten, bis ein passendes Beutetier in Reichweite ist.
Fahle Steinplattenspinne (Drassodex hypocrita)
Steinplattenspinnen gehören zu der Familie der Plattbauchspinnen, die auf der ganzen Welt verbreitet sind. In vielen Regionen gehören Steinplattenspinnen sie zu den bedrohten Tierarten.
In Deutschland sind die Struppige-, die Lesserts- und die Alpen Steinplattenspinne stark gefährdet. Die Fahle Steinplattenspinne ist sogar vom Aussterben bedroht.
Habitat: Trockene Wälder sowie Kalk- und Trockenmagerrasen.
Aussehen: Blassbraune Grundfärbung, langbeinig, schlanker Körper.
Körperlänge: Weibchen 9 bis 13 mm, Männchen 8 bis 10 mm.
Gefahrenpotenzial: Für Menschen ungefährlich.
Die Lebensweise der Fahlen Steinplattenspinne
Wie alle Plattbauchspinnen legt die Fahle Steinplattenspinne kein Netz an, sondern geht aktiv auf Beutefang. Die nachtaktiven Tiere verbringen den Tag in Gespinstsäcken, die sie unter Steinen, Ästen oder Rinden anlegen.
Bei der Jagd hebt die Spinne das erste Beinpaar an, mit denen sie die Beute aufspürt. Sobald sie ein Beutetier wahrgenommen hat, greift sie blitzschnell zu und tötet diese mit einem Giftbiss.