Wer von giftigen Tieren wie Quallen, Schlangen und Fischen hört, denkt an Australien oder an eine ferne Südseeinsel – doch weit gefehlt! Diese giftigen Tiere tummeln sich auch in der deutschen Fauna.
Neben bekannten „Giftmischern“ wie der Kreuzotter leben in Deutschland auch unverdächtige Tiere wie Salamander oder Spitzmaus, die über spezifische Wehrgifte verfügen. Eine Begegnung mit ihnen kann für den Menschen mitunter unangenehme Folgen haben.
Die giftigsten Tiere in Deutschland
Das Gewöhnliche Petermännchen
Das Gewöhnliche Petermännchen ist ein unscheinbarer Fisch, der in der Nord- und der westliche Ostsee beheimatet ist. Die niedliche Bezeichnung des Fisches lässt nichts Böses vermuten – mit Nichten!
Das Gewöhnliche Petermännchen ist mit giftigen Flossen- und Kiemenstachel ausgestattet. Der lateinische Name “rauher Drache“ wird dem Petermännchen daher eher gerecht.
Dem nicht genug – das Petermännchen gräbt sich gerne in der Nähe von Stränden in Sand oder Schlamm ein. Durch diese Tarnung wird es zur Gefahr für ahnungslose Badegäste und Strandspaziergänger.
Toxizität: Stark
Habitat: Sandgrund, Schlamm, Wattenmeer.
Aussehen: Keulenförmiger, seitlich abgeflachter Körper. Steile Maulspalte und hochsitzende Augen.
Körperlänge: Bis zu 40 cm, durchschnittlich 20 bis 30 cm.
Wie giftig ist das Gewöhnliche Petermännchen?
Das Gewöhnliche Petermännchen gehört zu den gefährlichsten deutschen Gifttieren. Eine Begegnung mit ihm kann daher lebensbedrohlich sein. Die komplexe Giftmischung kann schlimmstenfalls zur Bewusstlosigkeit und zum Herzstillstand führen.
Neben dem Gift droht eine weitere Gefahr: Wenn sich das Opfer im Wasser befindet und sich aufgrund der extremen Schmerzen nicht mehr an Land retten kann, kann es ertrinken.
Wie wirkt sich das Gift auf den menschlichen Organismus aus?
Das Gift verursacht lang anhaltende, meist extrem starke Schmerzen. Da die Giftmischung auch Gewebshorne wie Histamine enthält, kommt es im Bereich der Wunde zu starken Schwellungen und Rötungen.
Ferner stellen sich multiple Symptome ein, wie Kopfschmerz, Übelkeit, Atem- und Kreislaufproblemen sowie Herzrhythmusstörungen bis zum Herzstillstand.
Verhalten nach einem Kontakt mit dem Gewöhnlichen Petermännchen
Der Stachel muss umgehend entfernt werden. Zur Schmerzlinderung hilft eine Wärmebehandlung von über 50 Grad. Durch die Hitzeeinwirkung werden die Moleküle des Giftes zerstört. Anstelle von heißem Wasser kann auch ein Fön verwendet werden.
Nach diesen Erste-Hilfe-Maßnahmen sollte sich das Opfer umgehend in ärztliche Behandlung begeben.
Die Gelbe Haarqualle (Cyanea capillata)
Giftige Quallen sind vor allem in tropischen Meeren beheimatet. Ein giftiges Nesseltier ist aber auch in deutschen Gewässern zuhause: die Gelbe Haarqualle, auch bekannt unter dem Namen „Feuerqualle“ oder „Löwenmähne“.
Die Gelbe Haarqualle ist die größte Qualle weltweit. Sie ist aber bei weitem nicht so giftig wie ihre tropische Verwandtschaft. Eine Begegnung mit dem Nesseltier ist dennoch ausgesprochen unangenehm.
Besonders heimtückisch: Auch bei toten Tieren, die an den Strand gespült werden, ist das Nesselgift aktiv.
Toxizität: Mittel
Habitat: Nord- und westliche Ostsee
Aussehen: Dunkelroter bis gelber Schirm.
Körperlänge: Schirm etwa 1m, Tentakel bis zu 37 m
Wie giftig ist die Gelbe Haarqualle
In den Tentakeln befinden sich Nesselzellen, die bei Berührung harpunenartige Spitzen herausschießen. Das Gift verursacht Schmerzen und starke lokale Symptome.
Das Gift ist für den Menschen aber nicht lebensbedrohlich. Gefährlich wird es nur für Personen, die auf das Nesselgift allergisch reagieren.
Wie wirkt sich das Gift auf den menschlichen Organismus aus?
Das Nesselgift verursacht extreme Schmerzen und heftige allergische Reaktionen wie Schwellungen, Brennen und striemenartige Hautrötungen.
Die Verletzungen gleichen einer Verbrennung und werden dementsprechend behandelt. Die Symptome klingen in der Regel nach etwa zwei Tagen wieder ab.
Verhalten nach Kontakt mit der Gelben Haarqualle
Nach einem Kontakt mit der Qualle heißt es vor allem: Ruhe bewahren und schnellstmöglich das Wasser verlassen. Anschließend müssen die auf der Haut verbliebenen Nesselkapseln umgehend entfernt werden. Dabei ist aber Vorsicht geboten!
Etwa 80 % der Kapseln geben ihr Gift nicht unmittelbar ab und können durch falsche Behandlung aktiviert werden.
Die Nesselkapseln dürfen in keinem Fall mit Alkohol sowie Süß- oder Salzwasser abgespült werden. Diese Fluide aktivieren die Kapseln, so dass weiteres Gift injiziert wird.
Zum Neutralisieren der Kapseln hat sich ein ungewöhnliches Mittel bewährt: Rasierschaum. Dieser kann aufgesprüht und dann vorsichtig abgeschabt werden.
Dazu eignen sich Plastikgegenstände wie eine Kreditkarte. Wenn kein Rasierschaum zur Hand ist, kann auch Sand verwendet werden. Die Schmerzen und der Juckreiz können durch Kühlung gelindert werden.
Der Schwarzblaue Ölkäfer (Meloe proscarabaeus)
In Deutschland gibt es einen einzigen giftigen Käfer – den Schwarzblauen Ölkäfer. Sein Hauptverbreitungsgebiet ist der SüdwestenBaden Württembergs.
Toxizität: Stark
Habitat: Warme Regionen. Bevorzugt werden trockene Wälder, Berghänge und Steppenwiesen.
Aussehen: Variable Körperform. Meist länglicher, aber auch gedrungener Körper. Nach unten geneigter, abgeschnürter großer Kopf.
Körperlänge: 5 bis 45 mm, durchschnittlich 10 mm
Wie giftig ist der Schwarzblaue Ölkäfer?
Ölkäfer produzieren das Reizgift Cantharidin. Die Toxizität des Giftes übersteigt das der Kreuzotter um das Fünffache! Das Gift befindet sich an den Kniekehlen und wird bei Bedrohung in Form öliger Tröpfchen ausgeschieden.
Für einen Erwachsenen sind bereits 0,05 mg pro kg Körpergewicht tödlich. Bei einer Begegnung sollten Spaziergänger auf Distanz gehen und den giftigen Krabbler keinesfalls reizen.
Wie wirkt sich das Gift auf den menschlichen Organismus aus?
Im Bereich der Kontaktstelle kommt es zu einer Rötung. Meist bilden sich Blasen und Quaddeln. Mitunter kommt es infolge der entzündlichen Reaktionen zu einer tiefen Nekrose. Das Gift kann auch innere Organe wie Nieren und Harnwege reizen.
Verhalten nach einem Kontakt mit dem Schwarzblauen Ölkäfer
Bei Hautkontakt muss die Körperstelle umgehend gründlich gereinigt und anschließend gekühlt werden. Bei Hautreaktionen wie Blasen- oder Quaddelbildung sollte das Opfer umgehend mit dem Giftnotruf Kontakt aufnehmen.
Die Spitzmaus (Soricidae)
Klein und possierlich – aber giftig! Die Spitzmaus sondert einen giftigen Speichel ab, der für den Menschen ausgesprochen schmerzhaft sein kann.
Anders als der Name vermuten lässt, gehört die Spitzmaus nicht zu den Nagetieren, sondern wird in der biologischen Systematik den Insektenfressern zugeordnet. Von den rund 350 Spitzmaus-Arten sind sechs in Deutschland beheimatet.
Toxizität: Schwach
Habitat: Spitzmäuse bewohnen unterschiedliche Lebensräume. Sie sind im Wald, im alpinen Raum, in Sumpflandschaften, auf Feldern, aber auch im heimischen Garten anzutreffen.
Aussehen: Mausähnliche Körperform, aber sehr spitze Schnauze und kurze Gliedmaße.
Körperlänge: 3 bis 18 cm, durchschnittlich 6 bis 10 cm.
Wie giftig ist die Spitzmaus?
Spitzmäuse produzieren einen giftigen Speichel, mit dem sie auch größere Beutetiere lähmen kann. Daher stehen neben Insekten auch Kröten, Frösche und kleine Schlangen auf ihrem Speiseplan.
Auch wenn der Kontakt mit einer Spitzmaus relativ harmlos ist, besteht ein gesundheitliches Risiko: In seltenen Fällen kann die Spitzmaus das Bornavirus übertragen, das Hirnhautentzündung hervorruft.
Wie wirkt sich das Gift auf den menschlichen Organismus aus?
Für den Menschen stellt das Gift keine Bedrohung dar. Wenn der Speichel auf die Haut gelangt, kommt es an der Kontaktstelle aber zu einer Schwellung, die schmerzhaft sein kann.
Verhalten nach einem Kontakt mit der Spitzmaus
Nach dem Kontakt heißt es: gründlich die Hände waschen. Die Schwellung und die Schmerzen können durch Kühlung gelindert werden.
Wenn sich erste Anzeichen einer Gehirnhautentzündung bemerkbar machen, wie grippeähnliche Symptome, Krampfanfälle oder Bewusstseinsstörungen, sollte umgehend ein Arzt konsultiert werden.
Die Kreuzotter (Vipera berus)
Die Schlange mit der markanten Rückenzeichnung hat nicht den allerbesten Ruf – eine Begegnung mit dem Reptil kann unangenehme Folgen haben.
Die Kreuzotter ist ein ausgesprochen anpassungsfähiges Reptil. In Deutschland ist sie in Nord- und in Süddeutschland, im Bayerischen Wald, in den Mittelgebirgen und sogar in den Alpen beheimatet. Große Populationen befinden sich auch auf den Ostseeinseln Hiddensee und Rügen.
Toxizität: Stark
Habitat: Gebiete mit hoher Luftfeuchtigkeit wie Moore, Heidelandschaften, feuchte Täler, Bergwiesen und Flusslandschaften.
Aussehen: Gedrungener Körper. Variable Grundfarbe von Blau-, Hell- und Silbergrau über Kupferrot, Gelb und Rotbraun bis zu Schwarz. Dunkles, markantes Zickzack-Muster auf dem Rücken.
Körperlänge: 50 bis 70 cm, vereinzelt auch bis zu 90 cm.
Wie giftig ist die Kreuzotter?
Das Gift der Kreuzotter ist hochtoxisch. Es übertrifft sogar das der berüchtigten Diamant-Klapperschlange. Dennoch kann Entwarnung gegeben werden:
Im Unterschied zu ihrer Cousine in Arizona hat sie einen bescheidenen Giftvorrat von lediglich 10 bis 18 mg. Ihr Biss ist für einen gesunden Erwachsenen daher nicht letal.
Kritisch wird es bei vulnerablen Personen wie Kindern, Senioren und kranken Menschen. Aber selbst für diese gefährdeten Gruppen besteht kaum Lebensgefahr. Im Zeitraum von 1959 bis 2024 endete der Biss einer Kreuzotter lediglich für eine Seniorin tödlich.
Wie wirkt sich das Gift auf den menschlichen Organismus aus?
Der Biss der Kreuzotter gleicht dem eines Nadelstichs. Daher bemerkt das Opfer erst dann, dass es gebissen wurde, wenn das Gift nach etwa einer Stunde seine Wirkung entfaltet.
An der Bissstelle kommt es zu einer massiven Schwellung und einer breitflächigen, rot-bläulichen Verfärbung. Gleichzeitig setzen Schmerzen ein. Die lokalen Symptome klingen in der Regel innerhalb von acht bis zehn Tagen ab.
Des Weiteren stellen sich systemische Komplikationen ein wie Schwindel, Erbrechen, Herzbeschwerden, Muskelkrämpfe und Absinken des Blutdrucks.
Mitunter kommt es auch zu potentiell lebensbedrohlichen Symptomen wie Kollaps oder einem anaphylaktischen Schock.
Verhalten nach einem Biss der Kreuzotter
Das Opfer sollte in jedem Fall Ruhe bewahren und das betroffene Körperteil ruhig stellen. So wird verhindert, dass sich das Gift schnell in der Blutbahn verteilt.
Erste-Hilfe-Maßnahmen, wie vielfach in Spielfilmen praktiziert, sollten vermieden werden. Von einem Abbinden oder gar Aussagen des Giftes ist dringend abzuraten.
Nach dem Zubiss muss das Opfer umgehend medizinisch behandelt werden. In der Regel genügt eine symptomatische Behandlung. Bei Komplikationen wird traditionell ein Antivenin appliziert.
Die Aspisviper (Vipera aspis)
Die Aspisviper führt in Deutschland ein Schattendasein. Ihr Verbreitungsgebiet beschränkt sich auf zwei Talsenken im südlichen Schwarzwald. Eine Begegnung mit diesem giftigen Reptil ist daher nahezu ausgeschlossen.
Toxizität: Stark
Habitat: Warme, trockene Biotope. Bevorzugter Lebensraum sind Geröll- und Schotterflächen sowie Steinbrüche.
Aussehen: Gedrungene Körperform, langer und dünner Schwanz sowie aufgestülpte Schnauzenspitze. Variable Grundfarbe. Das Spektrum reicht von Braun, Rostrot über Orange bis zu Schwarz. Markante Rückenzeichnung in Form von dunklen Querbinden (Barren).
Körperlänge: 60 bis 85 cm, maximal 90 cm
Wie giftig ist die Aspisviper?
Das Gift der Aspisviper ist eine hochtoxische Mischung aus unterschiedlichen Substanzen. Da die Aspisviper nur über einen sehr geringen Giftvorrat von 9 bis 10 mg verfügt, ist ihr Biss für einen Erwachsenen nur selten letal.
Eine Intoxikation kann bei vulnerablen Personen aber einen tödlichen Verlauf nehmen. Ebenso kann ein mehrfacher Zubiss tödlich sein.
Wie wirkt sich das Gift auf den menschlichen Organismus aus?
Nach dem Zubiss stellen sich unmittelbar lokale Symptome ein wie Schmerzen, Ödembildung und bläuliche Verfärbung des betroffenen Körperteils. Die Beschwerden klingen in der Regel nach etwa zehn Tagen ab. Eine Nekrose an der Bissstelle tritt nur selten auf.
Neben den lokalen Symptomen stellen sich auch systemische Reaktionen ein. Dazu gehören Schwindel, Erbrechen und massive Blutdruckschwankungen. In Ausnahmefällen kommt es zu schwerwiegenden Komplikationen wie Nierenversagen (Schockniere) und Schädigung des Herzmuskels. Ferner besteht das Risiko eines allergischen Schocks.
Verhalten nach einem Biss der Aspisviper
Nach dem Zubiss muss umgehend ein Notarzt angefordert werden.
Vom Abbinden des Gliedmaßes wird abgeraten, da die lokal-toxische Wirkung intensiviert wird. Es genügt, wenn das betroffene Körperteil ruhig gestellt wird.
Bei starken Schwellungen und bei systemischen sowie neurologischen Reaktionen wird ein Antivenin appliziert.
Der Feuersalamander (Salamandra salamandra)
Der Feuersalamander ist im gesamten mitteleuropäischen Raum verbreitet, so auch in Deutschland, wo er zu den bekanntesten Amphibien zählt.
Der Feuersalamander, der im Volksmund auch als „Gelber Schneider“, „Tattermandl“, „Bergnarr“ oder „Regenmolli“ bezeichnet wird, ist kein harmloser Geselle: Bei Bedrohung setzt er ein Wehrsekret ab, das beim Menschen leichte Vergiftungserscheinen provozieren kann.
Toxizität: Schwach
Habitat: Primärer Lebensraum sind kühle und feuchte Laubmischwälder. Verstecke wie Höhlennischen, Baumstümpfe und Totholz, Felsspalten
Aussehen: Tiefschwarze Haut mit einem meist gelben, mitunter auch orangefarbenen bis roten Zeichnungsmuster in Form von Punkten und Linien
Körperlänge: 21 cm
Wir giftig ist der Feuersalamander?
Bei Gefahr sondert der Feuersalamander aus Hautdrüsen ein giftiges Sekret ab. Die Giftdrüsen befinden sich an den Ohren und am Rücken.
Stehen die Tiere unter starkem Stress, können sie das Gift auch in feinen Strahlen bis über einen Meter weit sprühen.
Das Gift besteht aus unterschiedlichen organischen Verbindungen wie Alkaloiden, Steroiden und artspezifischen Salamander-Alkaloiden. Auch wenn diese Mischung nach einem gefährlichen Giftcocktail klingt, ist es für den Menschen relativ harmlos.
Wir wirkt sich das Gift auf den menschlichen Organismus auf?
Das Sekret verursacht beim Menschen an der Kontaktstelle ein leichtes Brennen. Bei empfindlichen Personen, aber auch bei Kindern, kann das Sekret Übelkeit und Erbrechen, Unruhe sowie zu Atembeschwerden führen.
Im Unterschied zum Menschen stellt das Gift des Feuersalamanders für Tiere wie Hunde und Katzen eine Gefahr dar. Bei Kontakt sollte das Tier umgehend veterinärmedizinisch untersucht werden.
Verhalten nach Kontakt mit dem Feuersalamander
Bei Hautkontakt genügt es, wenn die betreffende Körperstelle gründlich gereinigt wird. Anders verhält es sich, wenn das Gift in die Augen oder in eine Wunde eindringt. In diesen seltenen Fällen sollte ein Arzt konsultiert werden.